DANILINGUA im Gespräch mit …
Heute im Gespräch: Susanne Petry mit Ihrem Nachhaltigkeitsnetzwerk „PIER F
DANILINGUA im Gespräch mit …
Heute im Gespräch: Susanne Petry mit Ihrem Nachhaltigkeitsnetzwerk „PIER F
PIER F – Zukunftshafen Frankfurt, im Jahr 2015 als praxisorientierte Bildungs- und Begegnungsstätte zu den Themen Nachhaltigkeit und Innovation gestartet, ist ein Projekt der renommierten Frankfurter Architekturplattform AiD – Architektur im Dialog. Gründerin Susanne Petry ist Mitglied im Vorstand des Umweltforum Rhein-Main und
1. Vorsitzende des Zukunftshafen Frankfurt e.V. ► In einer Bürogemeinschaft arbeiten Kreative, die bevorzugt aus dem Bereich Nachhaltigkeit kommen, an eigenen und gemeinsamen Projekten. ► Auf den Showroom-Flächen präsentieren Unternehmen und Initiativen unter dem Motto „Der grüne Raum“ ihre „grünen“ Produkte und Konzepte. ► Unter dem Motto „Der grüne Salon“ werden Vorträge und Workshops zu Nachhaltigkeitsthemen angeboten. Darüber hinaus organisiert PIER F zweistündige „Green City Tours“ für interessierte Bürger und ein- bis mehrtägige „KLIMAtours“ für Fachbesucher zu den energieeffizienten Gebäuden der Stadt.
PIER F – Zukunftshafen Frankfurt I Franziusstraße 8–14 (Gelände ThyssenKrupp, 3. OG) I 60314 Frankfurt I https://pier-f.de/
1) Frau Petry, was dachten Sie, als Sie das Unternehmen gründeten?
Ich wollte gerne im größeren Stil zeigen, wie man Nachhaltigkeit präsentieren kann – und zwar über Menschen, die sich an einem Ort zusammenfinden, im Rahmen einer Bürogemeinschaft, mit Showroom-Flächen und Aktionsflächen für Vorträge, Workshops, Seminare, Get-togethers. Ich wollte eben auch nachhaltige Lösungen und Materialien zeigen, von Hanfdecken bis zu schadstoffabsorbierenden Tonputzen – Nachhaltigkeit zum Anfassen gewissermaßen.
2) Was waren die ursprünglichen Pläne, und wie haben sie sich dann konkret entwickelt?
Im Grunde ist es bei den ursprünglichen Plänen geblieben –wir haben sie Schritt für Schritt umgesetzt und mit PIER F eine stark wahrgenommene regionale Marke geschaffen. Ein Problem gerade für Kreative ist allerdings, geeignete Räumlichkeiten nicht nur zu finden, sondern auch zu halten, weil der Markt immer enger wird und die Mieten ständig steigen: ein Riesenproblem für die Kreativwirtschaft. Auch wir mussten 2018 noch einmal neu anfangen, was die Räumlichkeiten betrifft, und das war sehr anstrengend. Dadurch sind wir mit unserem Programm ein bisschen ins Hintertreffen geraten, starten aber gerade wieder neu durch.
3) „PIER F“ – Wofür steht das eigentlich?
Ein Pier ist eine Anlegestelle, das F steht für Frankfurt, Franziusstraße, aber auch für „Future“, Zukunft. PIER F versteht sich als Nachhaltigkeitsnetzwerk, an das man andocken kann, speziell zu den Themen nachhaltiges Bauen und nachhaltiges Design, auch zu Kunst und Kultur. Das PIER F ist ein Ort, an dem sich Leute zusammenfinden, die diese Themen voranbringen wollen.
PIER F organisiert Netzwerktreffen, arbeitet mit Herstellern, Planern, Investoren, Hochschulen und Initiativen zusammen. Wir haben bereits drei Nachhaltigkeitsfestivals mit jeweils mehr als 1000 Besuchern veranstaltet, zuletzt 2018 das „Grünwärtsfestival“. Außerdem geben wir ein Magazin für Nachhaltigkeit und Innovation heraus, und wir veranstalten Stadtteilführungen für interessierte Bürger sowie umfangreiche Fachführungen zu den energieeffizienten Gebäuden der Stadt – zu letzteren kommen Fachgruppen aus aller Welt, die vom Frankfurter Know-how lernen wollen.
4) Welchen fachlichen Hintergrund haben Sie, um PIER F erfolgreich zu gestalten und zu führen?
Ich komme aus der Architektur, bin gelernte Architektin, habe also selbst auch gebaut. Und ich bin ein sehr interessierter und neugieriger Mensch. Ich netzwerke gern, vor allem zum Thema Nachhaltigkeit, das mich schon viele Jahre fasziniert.
5) Also ist PIER F per se kein Unternehmen im klassischen Sinne – oder wie muss man sich das vorstellen?
Doch. PIER F ist schon ein Unternehmen. Denn mit der Untervermietung von Büroflächen verdiene ich Geld, ebenso mit den Showroom-Flächen, den Führungen, Workshops und Get-togethers. Im Idealfall wirft auch das Magazin Geld ab, wenn es wieder herauskommt. Die nächste Ausgabe ist für Herbst 2019 geplant.
6) Wie funktioniert nun das PIER-F-Netzwerk, welche Effekte kann es generieren?
Zunächst fungiert das PIER F als Ort für den Austausch von Gleichgesinnten. Dann bringen wir auch Hersteller und Planer zusammen. Konkret: Hersteller haben ein tolles Produkt, eine tolle bauliche Lösung, und natürlich möchten sie, dass Architekten diese Produkte und Lösungen in ihren Bauprojekten einplanen. Die Hersteller wissen, dass ins PIER F zu verschiedenen Anlässen Planer und Architekten kommen – also stellen sie bei uns ihre Produkte aus. Die Architekten wiederum kommen auch deshalb, weil sie bei uns innovative Lösungen, sprich: Inspirationen für ihre Arbeit bekommen. Planer und Hersteller wiederum kommen im PIER F ganz ungezwungen mit Vertretern von Initiativen und Fachhochschulen zusammen, nehmen neue Anregungen mit. Im Grunde ist das ein gegenseitiges Lernen.
7) In Ihren neuen Räumen scheint es weniger Ausstellungsfläche zu geben …
Richtig. In den vorigen Räumen hatten wir viel mehr Fläche, da konnten wir sogar Akustikdecken, Lehmbauwände und Bodenbeläge installieren. Die Vision ist natürlich, ein ganzes Gebäude zu haben, in und an dem wir lauter nachhaltige Bauprodukte und -lösungen zeigen können.
8) Noch einmal zurück zu Ihren Themenschwerpunkten: Das Bauen steht im Zentrum – aber gibt es auch noch andere Schwerpunkte?
Ja, das Bauen steht klar im Vordergrund, denn ich komme vom Bauen her. Aber wir denken ganzheitlich, deshalb werden auch Bereiche wie Mobilität, Gesundheit und Ernährung thematisiert. Es geht ganz allgemein um Umweltschutz, um Klimagerechtigkeit, Klimawandel. Auf der Ebene des Bauens achtet man auf Energieeffizienz, auf die richtige Dämmung, man arbeitet mit wiederverwertbaren Materialien und bringt gesunde Tonputze an die Wände. Und natürlich sollten auch Möbel und Teppiche Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
9) Frau Petry, Sie haben zuletzt auch einen Verein gegründet. Wozu?
Der neu gegründete Zukunftshafen Fankfurt e. V. ist ein gemeinnütziger Verein. Er darf natürlich keine Gewinne wie ein Unternehmen erwirtschaften. Er soll im Grunde die Idee des PIER F unterstützen, helfen, nach außen unser Netzwerk zu zeigen. Er besteht aus Leuten, die sich zur Nachhaltigkeit bekennen und zusammen etwas auf die Beine stellen wollen. Denn nur gemeinsam schaffen wir es, Lösungen aufzuzeigen und durchzusetzen. Als e.V. wird man eher gehört als als Einzelunternehmen. Ein Netzwerk hat eine ganz andere Macht als eine einzelne Person.
10) Ganz konkret: Wenn ich jetzt ein Haus bauen möchte – bin ich im PIER F schon eine Stufe zu weit? Oder bekomme ich dort auch Tipps zum nachhaltigen Bauen? Das würde ja eine Menge Recherchearbeit sparen …
Okay, Sie sind jetzt Bauherrin, wollen Ihr eigenes Haus bauen, die Kinder sollen in einer gesunden Umgebung aufwachsen, weshalb alles nachhaltig sein soll. Dann können Sie sich durchaus im PIER F informieren, welche Möglichkeiten es für Sie gibt. Wir können Ihnen Architekten vermitteln, oder Sie bringen einen Architekten mit. Vielleicht ist es auch Ihr Architekt, der Sie mit ins PIER F bringt, um Ihnen nachhaltige Produkte zu zeigen. All das ist hier möglich.
11) Und Sie bringen ja auch den richtigen fachlichen Hintergrund mit …
Ja, ich bin gelernte Bauzeichnerin und Architektin und habe in der Architektur gearbeitet, kenne auch die Problematiken. Ich bin der Meinung, beim Bauen ist einiges in Richtung Umweltschutz, Energieeffizienz, Ressourcenschonung umzustellen. Deswegen habe ich das PIER F gegründet, um das alles auch darstellen zu können.
12) Wie treten Sie am Markt auf, und wie gewinnen Sie Kunden beziehungsweise Partner?
Ich besuche viele Messen und Fachveranstaltungen, tausche mich mit allen Playern sehr intensiv aus. Durch das Netzwerk erfahre ich, welche Hersteller welche Veranstaltung an welchem Ort planen. Ich bin viel unterwegs, auch deutschlandweit, und treffe viele Leute, lerne immer wieder neue kennen. Und zu denen sage ich beispielsweise: „Mensch, habt Ihr nicht Lust, Euer tolles Produkt bei mir zu zeigen oder gemeinsam eine Vortragsveranstaltung zu dem Thema zu machen?“ Andere lade ich zu diesen Veranstaltungen ein, damit sie etwas Neues erfahren und selber netzwerken können. So ergeben sich auch immer wieder Aufträge und Kooperationen.
13) Sind Sie auf den Messen eher Besucher oder eher Aussteller – oder beides?
Bisher eher Besucher, weil wir noch keinen eigenen Messestand haben.
14) Was ist Ihre Vision für PIER F?
Ich arbeite bereits daran, für Frankfurt ein Leuchtturmprojekt zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ zu schaffen. Die ersten Schritte sind gemacht. Global gesehen wünschen wir uns eine Zukunft, in der wohngesund gebaut wird. Wir wollen unseren Nachkommen und zukünftige Generationen eine bessere und gesündere Welt hinterlassen. Auch über das Bauen.
15) Konkrete Wünsche für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Leute mit diesem Thema beschäftigen und gegebenenfalls unseren e.V. unterstützen. Und ich wünsche mir, dass die Leute zu einem unserer nächsten Vorhaben kommen, etwa am 21.9. zum World Clean Up Day. Da wird Müll eingesammelt, und wir planen eine Veranstaltung drum herum, vielleicht zum Thema Begrünung oder grüne Produkte.
16) Auch wenn im Moment die Location ruht, man kann sie auch buchen für Veranstaltungsservice?
Ja. Nur nachhaltig und komplett durchdacht.
Vielen Dank, Frau Petry, für das Gespräch.
Danke auch, es hat mir Spaß gemacht.
Erreichbar sind Sie telefonisch unter …
… 0173.4573220 oder per E-Mail unter: s.petry@pier-f.de.
Daniela Gotta, Diplom-Übersetzerin, Dolmetscherin, Moderatorin und Filmproduzentin unterstützt den mehrsprachigen Unternehmensauftritt ihrer Kunden in Wort, Bild und Ton – vom Einzelunternehmer über KMUs bis hin zum Konzern. Sie ist in einem international ausgerichteten Familienunternehmen groß geworden und hat sozusagen den Mittelstand im Blut.
Sie stellt die Frage: „Was treibt den Mittelstand heute?“ und befragt deshalb regelmäßig Mittelständler verschiedenster Unternehmensgrößen, um deren Motivation, Motor und Meinungen kennenzulernen und die Erkenntnisse auch zu teilen.